Aust, Stefan - Der Baader Meinhof Komplex


Taschenbuch: 667 Seiten
Verlag: Goldmann; Auflage: Erw. u. aktualis. A. (August 1998)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442129532
ISBN-13: 978-3442129539

Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)

Der Baader-Meinhof-Komplex
OA 1985 Form Sachbuch Bereich Politik
Der Baader-Meinhof-Komplex des Journalisten Stefan Aust befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung der Rote-Armee-Fraktion, der wichtigsten terroristischen Gruppierung in der Bundesrepublik Deutschland, zwischen 1970 und dem »heißen Herbst« 1977. Dabei werden sowohl die ideologischen Überzeugungen als auch die Aktivitäten selbst beleuchtet.
Entstehung: Aust verarbeitet in seiner Chronik neben zahlreichen Interviews mit Protagonisten und Zeitzeugen sowohl RAF-Dokumente als auch Polizei- und Gerichtsakten. Diese ausgewogene Quellenbasis wurde für die zweite Auflage von 1997 noch durch erst seit 1990 zugängliche Akten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR ergänzt.
Inhalt: In den 1960er Jahren begannen in Westdeutschland Studentenunruhen, es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen zunächst friedlich Protestierenden und Sicherheitskräften, 1970 brannten die ersten Kaufhäuser. In dieser brisanten politisch-gesellschaftlichen Situation entstand die RAF, deren erste Generation sich in ihren Anfangszeiten »Baader-Meinhof-Gruppe« nannte. Anhand der Lebenswege von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und der Journalistin Ulrike Meinhof, die Aust persönlich kannte, schildert der Autor weitgehend chronologisch die Ereignisse bis Ende 1977. Obwohl sein Hauptaugenmerk der RAF gilt, gewährt er auch Einblicke in die Motivation derjenigen, die in Politik, Polizei und Justiz für die Bekämpfung des Terrorismus verantwortlich zeichneten. Auch Schwierigkeiten, Versäumnisse und Skandale kommen zur Sprache. Die Entwicklung der RAF in den 1980er und 90er Jahren wird lediglich am Schluss des Buches kurz erwähnt.
In besonderer Ausführlichkeit schildert Aust den Stammheimer Prozess (Mai 1975 bis April 1977), der den deutschen Rechtsstaat unter starken Druck setzte, Wellen der Sympathie mit den Inhaftierten auslöste und mit der Verurteilung der Angeklagten zu lebenslanger Haft endete. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der sog. heiße Herbst 1977, als innerhalb von nur wenigen Wochen die Entführung der Lufthansa-Maschine »Landshut« durch ein mit der RAF befreundetes palästinensisches Kommando, der kollektive Selbstmord der in Stammheim Inhaftierten Baader, Ensslin und Jan-Carl Raspe sowie die Ermordung des zuvor entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer die westdeutsche Öffentlichkeit erschütterten.
Wirkung: Der Baader-Meinhof-Komplex ist bis heute das wichtigste Standardwerk zur Geschichte des linksrevolutionären Terrorismus in Deutschland. Aust gelingt es, diese hochkomplexe, in der Öffentlichkeit immer wieder kontrovers diskutierte Thematik spannend, anschaulich und gut lesbar darzustellen. Zugleich wirkt die journalistische Chronik an keiner Stelle entschuldigend, idealisierend oder romantisierend. Indem Aust den Biografien der Protagonisten besondere Beachtung schenkt und Einblicke in zahlreiche interne Dokumente, die so genannten RAF-Kassiber, gewährt, zeichnet er eine Art »Psychogramm« der Organisation, deren Kampf Deutschland jahrelang in Atem hielt. A. He.

Kurzbeschreibung
"Der Baader-Meinhof-Komplex" ist zu einem Klassiker der jüngsten Zeitgeschichtsschreibung geworden. Für diese wesentlich erweiterte und aktualisierte Ausgabe hat Stefan Aust die seit dem Fall der Mauer aus Stasi-Archiven verfügbaren Unterlagen, interne Polizeipapiere und die Aussagen inhaftierter Beteiligter an der Schleyer-Entführung in seiner Chronik des "Deutschen Herbstes" eingearbeitet. So wurde dieses historische Protokoll in wichtigen Teilen um die Perspektive der Täter ergänzt.